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3 Transportmittel – 3 Stunden – 1 Happy End

„Ich war für zwei Monate auf der im indischen Ozean liegenden Vulkaninsel „La Réunion“, die zu Frankreich und somit zur Europäischen Union gehört, um ein Praktikum zu machen. Sie stellt den südlichsten Punkt Europas dar. Neben exotischen Palmen, Früchten, dem herrlich warmen Wasser und der wunderschönen Wanderwege ist mir vor allem die Hilfsbereitschaft der Einheimischen aufgefallen.

 

 

Ich hatte vor, mir ein Mountainbike zu kaufen, um viele Ausflüge mit dem Fahrrad zu unternehmen. Im Internet bin ich schnell fündig geworden und habe mich auf den Weg gemacht, um das 50 Euro günstige Fahrrad abzuholen und zu kaufen. Nach einer Stunde Busfahrt wartete ich am vereinbarten Ort.

(Das Busticket kostet nur 2 Euro, egal wie weit man fährt – ob 5 km oder einmal um die ganze Insel 266 km – und ob man umsteigt. Möchte man aussteigen, klatscht man zwei Mal in die Hände. Ich habe mich immer ziemlich weit nach vorne gesetzt, um sicher sein zu können, dass der Busfahrer es hört. Aber er hat jedes Klatschen, auch das der Leute, die ganz hinten saßen, gehört.)

Da aber nach 20 min immer noch niemand kam, wurde ich langsam ein bisschen nervös, da ich in einer Stunde wieder bei der Arbeit sein musste. Die Rückfahrt hatte ich auch noch vor mir. Ich hatte dann versucht, mehrmals anzurufen, aber es ging niemand ans Telefon. Irgendwann habe ich einen Anruf von der Mutter des Sohnes, der das Fahrrad eigentlich verkaufen wollte, bekommen. Ich solle doch mit dem Bus die drei Stationen bis zu ihrem Haus fahren, da sie nicht zum vereinbarten Ort kommen konnte. Der Sohn hatte den Termin wohl vergessen und war mit dem Auto fort, mit dem er eigentlich das Mountainbike zum vereinbarten Ort hätte transportieren sollen. Ich bin also zum Haus der Mutter gefahren und erwähnte aber schon am Telefon, dass ich es sehr eilig habe. Als ich ankam, wurde ich sehr freundlich begrüßt und mir wurde auch gleich etwas zu trinken angeboten. Die Mutter erzählte mir, dass ihre Tochter gleich kommen und mich mit dem Fahrrad im Gepäck wieder zum Ausgangspunkt fahren würde, damit ich wieder an der Bushaltestelle bin. Wir packten das nicht ganz saubere Fahrrad provisorisch ins Auto und fuhren zur Haltestelle, an der ich zu Beginn ausgestiegen bin.

busUnd genau dann sahen wir, wie der von weitem gelb leuchtende Bus abgefahren ist. Nun begann eine Verfolgungsjagd. Wir versuchten, den Bus wieder einzuholen, jedoch war es durch die kurvenreiche Straße unmöglich. Als es klar war, dass ich es nicht mehr pünktlich zur Arbeit schaffen würde, rief ich meinen Chef an, um ihn zu informieren. Die hilfsbereite Tochter bestand jedoch darauf, mich nach Hause zu fahren. Ich lehnte mehrmals ab, weil das ja über eine Stunde Fahrt gewesen wäre und dann hätten sie mir das Fahrrad verglichen mit dem Benzingeld sozusagen fast geschenkt. Wohingegen der Bus weiter in den Bergen unterwegs war, sind wir in Richtung Meer gefahren, um dort auf der flachen Schnellstraße schneller voranzukommen.
Wir haben uns super unterhalten. Ich erfuhr zudem, dass sich kurz nach meiner Anfrage zum Fahrrad ein anderer Interessent bei ihnen gemeldet hatte, um ebenfalls das Mountainbike zu kaufen. Das Unglaubliche war eigentlich, dass dieser Interessent genau im gleichen Ort wie der Fahrradverkäufer wohnte, aber da ich mich zuerst auf die Anzeige gemeldet hatte, war es nur fair, mir auch das Fahrrad zu verkaufen, erzählte sie mir. Zum Schluss wollte ich ihr noch ein bisschen Spritgeld in die Hand drücken, aber das hat sie dankend abgelehnt.

 

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Einmal um die halbe Insel – Zeit & Geld, was für die Leute auf „La Réunion“ anscheinend nicht an erster Stelle steht.
In Deutschland ist diese Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft einfach unvorstellbar!”

 

 

 

 

 

 

 

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Autorin: Magali Wrana