Intifada arabischer Frauen Die Zeit seht niemals still: Nach dem „Arabischen Frühling“ nun der „Arabische Herbst“

Vor einem Monat haben fünf Frauen aus dem Libanon die Facebook-Gruppe „انتفاضة المرأة في العالم العربي“ „Der Aufstand der Frauen in der arabischen Welt“ gegründet (http://www.facebook.com/intifadat.almar2a?ref=ts&fref=ts).  Nach dem Motto „Together for Fearless, Free & Independent Women“rufen sie zu einem gemeinsamen  Aufstand von Männern und Frauen gegen die Unterdrückung der Frau in der arabischen Welt auf.  Frauen sollen, ebenso wie Männer,  nach der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte behandelt werden.

In dieser kurzen Zeit haben sie es geschafft, über 60.000 Unterstützer zu gewinnen. Das Besondere dabei ist, das es nicht nur junge Frauen aus einer bestimmten Region sind, die ihre Unterstützung bekunden. Es ist eine heterogene Gruppe, zu der Studentinnen , Teenager und Mütter, aber auch Männer  aus aller Welt zählen, die durch das Posten von Bildern erklären, warum sie den Aufstand der Frauen unterstützen. Dabei handelt sich oft um sehr konkrete Beispiele, die von sexueller Belästigung bis zu dem Verbot, die eigene Nationalität an die Kinder weiter zu geben, handeln.

 

Ein konkretes Thema, das besonders Frauen aus Saudi-Arabien und dem Jemen fordern, ist das Recht, Auto zu fahren. „Es ging nie um das Autofahren an sich. Autofahren ist nur ein Symbol. Ich mag es noch nicht mal. Selbst wenn ich fahren könnte, würde ich es wahrscheinlich nicht machen; ich habe lieber einen Chauffeur. Worum es wirklich geht, ist die Emanzipation und Mobilität der Frau.“, schrieb die Geschäftsfrau Aisha Al-Mana, die dadarufhin gezwungen war, ihre Wohnung und ihren Job in Rihad zu verlassen.

Das Bild der saudi-arabischen Bewegung “#WOMEN2DRIVE”, die sich ebenfalls für die Mobilität der Frauen einsetzt, zeigt eine Frau mit Kopftuch.

 

 

 

 

 

Die Facebook-Gruppe ist kein Protest gegen den Islam oder das Tragen des Kopftuches. Es richtet sich gegen das Verständnis des Islams.  „Der Islam ist meine Bestimmung“, schreibt beispielsweise ein Mädchen aus dem Sudan. Und auch Halem, ein 24-Jähriger Jurastudent aus Kairo, bestätigt dies:  “Ich habe ein Foto gesehen auf dem eine Frau ihren Schleier demonstrativ abgelegt hat, weil sie endlich Luft und Sonne an ihr Haar lassen möchte. Auf einem anderen Foto beklagt eine Frau, die freiwillig das Kopftuch trägt, dass ihr die so genannten gebildeten Leute immer vorwerfen, eine Frau mit Kopftuch sei weniger intelligent als eine ohne. Das verdeutlicht genau, was ich fordere: das Recht der Frau auf Selbstbestimmung.”

Neben diesen Bekenntnissen zur Selbstbestimmung der Frau gibt es auch harsche Reaktion aus der Gesellschaft gegen den Aufstand. Renad, 26, aus dem Jemen hat ein Bild von sich mit einem Schild, auf dem steht: “Weil wir dieselbe Zukunft teilen bitte ich Dich heute: Mach mit bei der Frauenrevolte!”, gepostet. Ein Jemenit kommentiert es mit den Worten: “Wenn sie meine Schwester wäre, würde ich ein Dutzend Gewehrpatronen auf sie abfeuern.” Gegenstimmen kommen dabei nicht nur von Männern sonder auch von Frauen. Dou‘aa Hassan aus Kairo, fragt ganz offen und einfach: „Warum? Es irritiert mich.“

Durch die Gruppe ist eine Diskussionsplattform und ein Netzwerk entstanden, das auf die Situation der Frau in den arabischen Ländern aufmerksam macht, Veränderungen dokumentiert und zum Handeln aufruft. Als nächste Aktion soll durch Graffiti  und Plakate an Häuserwänden für die Selbstbestimmung der Frau gekämpft werden. Damit die Veränderungen auch in den Häusern ankommen. Denn wie ein syrisches Mädchen schreibt: „Mein Körper gehört mir. Er gehört nicht den Liberalen, deren einziges Ziel ist, ihn zu enthüllen, und auch nicht den Radikalen, deren einziges Ziel ist ihn zu verhüllen.“

 

Autor: Anna Fiege

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